Blutmond

Etwa eine Stunde bevor der Blutmond aufging, irgendwo am Rande des Siebengebirges…

„Schatz, stellst Du die Stühle auf den Balkon? Dann können wir uns das Spektakel von dort aus anschauen.“

„Klar, mach ich!“

Mit einem Stuhl in der Hand ging ich auf den Balkon, schaute mich um und versuchte mich zu orientieren, in welcher Richtung der Mond gleich zu sehen sein würde. Aus einem Artikel hatte ich noch Südosten im Kopf und stellte erschüttert fest, dass genau in dieser Richtung uns ein großer Baum den Weg versperrte. Aber hatte ich nicht erst gestern den Mond von diesem Balkon aus gesehen?  Zu welcher Zeit war das? Schließlich sollte der heutige Blutmond so gegen 21:30 Uhr aufgehen und seine maximale Verfinsterung um 22:22 Uhr sein.

Um dieses Ereignis keinesfalls zu verpassen prüfte ich noch einmal Daten im Internet und checkte auf dieser Seite den genauen Verlauf des heutigen Mondes. Ja, es stimmte Vom Balkon aus würden wir die Mondfinsternis gar nicht sehen.

Mittlerweile war es schon fast neun. Also packten wir schnell die Kamera plus Stativ, eine Decke und eine Flasche Wein und machten uns auf den Weg zu einer angrenzenden Wiese mit freier Sicht. Dort angekommen stellten wir fest, dass wir nicht die einzigen waren, die die längste Mondfinsternis der 21. Jahrhunderts nicht verpassen wollten. Eigentlich fehlte zum kleinen Dorffestcharakter nur noch eine Bier- und Würstchenbude. Wir ergatterten eine noch freie Bank und waren dann, wie viele andere, mit dem Handy damit beschäftigt, die exakte Richtung des Mondaufganges zu bestimmen.

Der Blutmond zeigt sich

Als die ersten Schemen des aufgehenden Mondes am Himmel zu sehen waren, hörten wir um uns herum ein ständiges: „Siehst Du ihn?“, „Nein, Du?“, „Wo denn?“, „Ach da! Ja, genau!“. Als ihn dann auch der letzte Beobachter den Mond entdeckt hatte, wurde es stiller und wir genossen das große Himmelspektakel, dass man das nächste Mal in dieser Länge erst am 9. Juni 2123 wird sehen können. Blassrosa erklomm der Mond den Nachthimmel, an dem sich die ersten Sterne zeigten. Er stieg höher und höher und wurde röter und röter. Unterhalb blitzte der Mars als kleiner roter Stern, der dem Mond folgte. Ein wirklich beeindruckendes Naturschauspiel in unserem Universum.

Nebenbei machten wir ein paar schöne Bilder, die Ihr hier sehen könnt.

Mit dem rot schimmernden Blutmond um 22:22 Uhr, den sommerlichen Temperaturen, einer Flasche Wein und dem liebsten Menschen an der Seite nahm der Tag somit seinen Höhepunkt. An so einem Tag merkt man erst, wie klein wir Menschen und wie unendlich da Universum doch ist.

Wir verfolgten noch das Verlassen des Erdschattens, packten unsere Sachen und machten uns zutiefst beindruckt von diesem wundervollen Schauspiel schweigend auf den Weg nach Hause.

Der Mond ist aufgegangen…